31.08.2013   Sonnenschirmgruppe Powered by Emotion

Dat tanz ick nur mit Sie

Feiern die Pampower, so scheint die Sonne - heißt es und so ist es. Die Blankenseeer ertragen das regelmäßig schlechte Wetter bei ihren Festivitäten mit Fassung.

 

Der Tag des diesjährigen Erntedankfestes in Blankensee schien als Ausnahme die Regel zu bestätigen. Während des Umzuges und der Feierlichkeiten auf dem Festplatz blieb es sommerlich, erst gegen Abend wurde es nasskalt und nur noch wenige Besucher blieben zum Tanz.

Wir saßen in kleiner Gruppe um einen Tisch, ich war auf gutem Wege die Erschütterungen des Tages erfolgreich in Weißwein zu ertränken. Über die ganzen Monate waren das Kunstprojekt, die Stiftung, meine Person und meine Arbeit mit den Überlegungen des Planungsverbandes Vorpommern, bei Blankensee ein Windeignungsgebiet auszuweisen, in Verbindung gebracht worden. Die Mehrheit der Bürger fürchtete sich vor den Auswirkungen eines Windparks in unmittelbarer Nähe zur Gemeinde. Es gab heftige Auseinandersetzungen und Diskussionen unter der Bewohnerschaft. Zuweilen erschien es mir absurd, in welcher Form Beziehungen zwischen den Windkrafträdern und meiner Arbeit im Dorf hergestellt wurden. Als bedrohlich empfand ich es, wenn die Verdachtsäußerungen als Aspekte einer Verschwörungstheorie daherkamen. Oft war es schwer zu ertragen.

In den zurückliegenden zwei, drei Wochen waren die Angriffe weniger geworden oder ich hatte sie nicht mehr wahrgenommen. Es erwischte mich kalt, als es während des Festes nochmals zu einer Konfrontation kam. Ich verlor die Nerven und die Fassung, schrie laut Scheiße, brach in Tränen aus und lief davon. Natürlich kam ich nicht sehr weit, da arte an diesem Tag das dörfliche Geschehen verfolgte und ich kein Roadmovie durch Vorpommern drehen wollte.

Blieb die Befriedung der Seele durch Trinken von Weißwein. Die Klänge der Hits und Schlager, die den Platz nostalgisch umhüllten, beschleunigten die Wirkung des Alkohols. Eine Hand berührte mich. Das Gesicht des Mannes, der mir auf die Schulter geklopft hatte, glaubte ich noch nie zuvor im Dorf gesehen zu haben. Er schien nett. Über seine Lippen kam die unschlagbar charmanteste Aufforderung zum Tanz, die ich je gehört hatte: Dat, sagte, Dat tanz ick nur mit Sie!

Ich bemühte mich sehr, seiner verzweifelten wiederholten Aufforderung, auf der Tanzfläche doch bitte nicht soviel zu hüpfen, Folge zu leisten.

Zwischen Nacht und Morgen zuhause schrieb ich den werbenden Satz auf den Spiegel im Flur. Er wurde zum Motto für die verbleibenden Wochen.

Als Reaktion auf die öffentlich geäußerten Spekulationen über Verbindungen und geheime Machenschaften zwischen der Stiftung Deutsche Kulturlandschaft und der Windkraft-Lobby, verfasste Susanne Völlm einen Text zum Kunstprojekt, der auf auf dem Blog der Stiftung veröffentlicht wurde.