23.05.2013   Heimsuchung

Der Palast

Das Haus von Oswald und Wanda wurde zu meinem Refugium im Dorf.

Ich wusste nie, was mich in der Waschküche erwarten würde, wenn ich den Hof betrat. Mal schlug Oswald Maiskörner aus den Kolben und benutzte dazu eine Maschine, die ich eher im Museum, als in der Jetztzeit vermutet hätte, mal hängte sich mein Blick an den nackten, gelbhäutigen Enten auf, die mit sehr langen Hälsen an der Wäscheleine baumelten, während Oswald derweil in gebückter Haltung in einem Plastikbecken die Innereien der Tiere wusch. Dann war es wieder Wanda, die ich vor einem großen Topf auf dem Herd antraf, in dem sie Wäschestücke auskochte. Das überschäumende Waschpulver verbreitete einen eigenartigen Geruch und der Raum war feucht und heiß.

Als ich Wanda im April heimsuchte, bat sie mich sie mich in ihr Wohnzimmer im ersten Stock ihres Palastes. Das Buffet mit all dem sorgfältig angeordneten Nippes, dem Geschirr, welches nur bewundert, aber nicht benutzt wurde, der Matroschka-Familie und dem Porzellanteller, mit dem aufgemaltem Glückwunsch zum 50.Geburtstag, erzeugte etwas von dieser Magie, die ich von meiner Kindheit her kannte, wenn ich voller Bewunderung und Neugier vor den Geheimnissen fremder Schränke stand.