27.04.2013   Heimsuchung Holzbrigade

HEIMSUCHUNG Ilse Haack und Wera Jatho

Sie stand im Vorgarten. Ich sprach sie an, weil mir ihr Haus gefiel. Es wirkte freundlich mit seinen dekorierten Fenstern. Sie nannte es, das dreifarbige Haus, nach dem Wein, der es umrankte und mit den Jahreszeiten die Farben wechselte. Dass sie mir die Geschichte erzählen würde, die ich gesucht hatte und mir dabei den Weg beschreiben von Hinterpommern bis hierher, ahnte ich nicht, als wir uns verabredeten.

 

Ich hörte das erste Mal von Müllers Höh und dem Gut, auf welchem sich die Flüchtlinge am Ende ihres Weges einrichteten. Sie beschrieb wie das Korn mit der Kaffeemaschine gemahlt wurde und erzählte von dem Russen, der sie bewachte und für den jedes Gemüse Petersilie war.
In ihren Schilderungen war es nicht weit über die Grenze nach Stettin zu dem Kolonialwarengeschäft der Familie Jatho.

Ich reiste im Wohnzimmer von Frau Haack durch die Geschichte zweier Familien und die Biographien von zwei Frauen, die mir sehr vergnügt gegenüber saßen während sie ihr Leben für mich auffächerten.

Wenige Tage nach dem Gespräch suchte ich nach dem Ort, den es, wie Lenzen oder Neublankensee, nicht mehr gab. Frau Haack war die einzige der zu Kriegsende aus Hinterpommern Vertriebenen, die als Kind auf Müllers Höh angekommen war und die noch heute im Dorf lebte. Viele waren weitergezogen, andere inzwischen verstorben.

Als Hommage an die Geschichte dieses Ortes sammelte ich später mit Frau Haack Feldsteine auf Müllers Höh und integrierte sie in die Miete auf dem Gemeindeplatz Pampsee. Aber da war es schon September.