22.08.2013   Holzbrigade

Wenn dieser Tage um 7.30 mein Handy klingelte, dann wusste ich, es war Frau Müller -

Sie müssen kommen, die Männer haben ein Problem". Der Klang ihrer Stimme erlaubte keinen einzigen weiteren Schluck aus der Kaffeetasse. Meistens schaffte ich es, zwanzig Minuten später auf dem Hof der Müllers zu stehen. Ich duschte jetzt vorsorglich abends, um morgens nicht unnötig Zeit zu verlieren.

Das Problem bezog sich auf die Rahmen mit den Buchstabenschablonen für den Schriftzug, der in die Miete integriert werden sollte. Gerti Müller und Günther Fensch, Koriphäen der Schreiner-, und Zimmermannskunst, gaben ihr Bestes, doch jeden Morgen überrollte sie aufs Neue der Zweifel an dem ganzen Vorhaben. Dann standen wir uns in der Morgendämmerung gegenüber: Herr Müller und Herr Fensch in kritischer Sorge um mein Scheitern und ich im Beharren auf das mögliche, vielmehr, wahrscheinliche Gelingen.

Ich fing an, das morgendliche Ritual einer freundlich-hartnäckigen Diskussion mit den beiden Herren zu schätzen. Hatten wir uns erneut geeinigt, servierte Frau Müller einen Cappuccino.

Zum Erhalt meiner künstlerischen - und in diesem Falle durchaus auch meiner weiblichen Souveränität - schien es mir äußerst sinnvoll, dieses in der Schweiz erprobte Verfahren, Buchstaben als dreidimensionalen Schriftzug in eine Wand aus gestapeltem Holz zu integrieren im Sichtschutz des Hofes von Michael Struck auszuprobieren.